Die in Deutschland üblichsten Maße: Deutsch-Normal-Maß (rot), Zander (grün), Langstroth (gelb), Dadant/US (blau). – Unten jeweils die „Brutraum-“ oben die „Honigraum-Rähmchen“. Kuntzsch quer und Kuntzsch hoch (violett) links im Bild, ganz rechts Dadant-Blatt / Italien!
Bedenkenswerte Hinweise
Es ist nicht einfach, Menschen Ratschläge zu geben, die sich mit dem Gedanken tragen, selbst Bienen zu halten – Imker/in zu werden, weil es die unterschiedlichsten Gründe gibt, mit einem solchen „Hobby“ – das eigentlich ein Handwerk ist – zu beginnen.
Viele fangen an, weil sie von diesen wunderbaren Wesen „Bienen“ einfach nur begeistert sind: wie schön sie aussehen, was sie so alles können, wie sie miteinander kooperieren, … weil sie nicht wollen, dass Bienen aussterben, … ihnen zu helfen, unseren Planeten zu erhalten!
Andererseits gibt es auch einige Menschen, die ohne viel nachzudenken, Bienenvölker und Bienenstöcke kaufen; im günstigsten Fall schon mal ein Buch gelesen, ein paar Webseiten angeschaut haben. – Es ist ja auch ziemlich „cool“, mit diesem ökologischen Mäntelchen „Ich bin auch Imker/in“ aufzufallen.
Nach zwei Jahrzehnten „Imkererfahrung “ habe ich feststellen müssen, dass man kaum jemanden abhalten kann, der sich „Bienen“ in den Kopf gesetzt hat. Daher bin ich sicher, dass wir Imker/innen eine hohe Verantwortung haben, Anfängerinnen und Anfängern trotzdem vorab einiges zu bedenken zu geben, insbesondere denen, die nachfragen!
Da Bienenhaltung, selbst das Hobby „Imkerei“ relativ komplex, manchmal auch kompliziert, ist, versuche ich die Ratschläge – Anfangs-Informationen – auf drei bedenkenswerte Bereiche zu reduzieren:
1. Persönliche Anfangssituation
Alter: Den Komplex, Kinder zu Imkern zu machen, lasse ich hier komplett weg, weil sie dies in den allermeisten Fällen nur mit Begleitung von Erwachsenen (am besten den Eltern) sein können. Jugendliche, vor allem wenn sie als Kinder verantwortlich an die Bienenhaltung herangeführt worden sind, können schon sehr viel besser „selbständig“ Bienen halten.
Meine Ratschläge beziehen sich in erster Linie auf Erwachsene.
Selbst da möchte ich unterscheiden, ob sie gerade mal 18 Jähre aufwärts, noch in der Ausbildung oder vielleicht im Studium sind. Diese „jungen Erwachsenen“ müssen bedenken, das ihre Ausbildungsphasen oft volle Konzentration erfordern. Da Ausbildungsorte oft wechseln, insbesondere Studienorte, muss die Frage gelöst sein, wer denn die Bienen dann „versorgt“.
In dieser ersten Erwachsenen-Phase sind neben der Ausbildung auch oft noch sehr persönliche Lebens-Entscheidungen – z. B. die Wahl der Partnerin, des Partners – zu treffen. – Wie oft ist schon die Begeisterung für die Bienen durch die Wahl „seiner Biene“ abrupt beendet worden, weil diese das Hobby „Imkerei“ nun gar nicht so prickelnd fand. – Jeder muss selbst entscheiden, ob er lieber mit Partner/in oder auch ohne Unterstützung durch diese imkern möchte.
Wer „voll im Berufsleben“ steht, hat unter Umständen sehr wenig Zeit, sich auch noch um Bienen zu kümmern. – Allerdings gibt es bei übermäßigem beruflichen Stress kaum eine bessere Möglichkeit, sich davon zu befreien, als durch das Hobby „Imkerei“. – Nach der Arbeit zu den Bienen zu gehen und zu sehen, dass es andere Wesen gibt, die harmonisch miteinander kooperieren können, macht den Kopf wieder klar. – Aus meiner Sicht und Erfahrung gilt zudem: „Wer im Beruf erfolgreich ist, der ist auch als Imker/in erfolgreich.“ Diese Menschengruppe verfügt in der Regel über die erforderlichen (beruflichen) „Skills“, die unbedingte Voraussetzung für die richtige Herangehensweise an die Imkerei sind!
Gegen Ende des Berufslebens (50 +) oder im Ruhestand mit Imkerei anzufangen, ist fast perfekt! Man hat dann schon das meiste hinter sich und – das Schönste vor sich! – Beruf und Familiensituation sind entschieden, die finanziellen Voraussetzungen zum Imkern sind vorhanden.
Kritisch wird es, wenn „im hohen Alter“ fast alles zusammengebrochen ist, oder gar vorher. – Soll man da (noch) mit Imkerei beginnen? – Ich sage nicht generell nein. – Es gibt durchaus Fälle, in denen ich es für „zutiefst menschlich“ halte, wenn sich solche Personen noch einmal aufraffen, etwas zustande zu bringen.
2. Persönliches Ziel
Die Festlegung persönlicher Ziele hängt natürlich ganz entscheidend von den soeben beschriebenen „Anfangs-Situationen“ ab. – Generell gilt, sich bitte nicht zu viel vorzunehmen, auch wenn man glaubt, sich ausreichend informiert zu haben. Man sollte in die Imkerei hineinwachsen“! Wie viele Anfänger/innen habe ich erleben müssen, die kometenhaft aufgestiegen, aber nach kurzer Zeit genauso wieder abgestürzt sind? – Nicht selten auf Kosten der Bienen!
Wer mit zwei Völkern beginnt, vielleicht auch mit dreien, macht meiner Meinung nach nicht allzu viel verkehrt! Beim Lernen ist ein zweites Volk durchaus sinnvoll, weil man dann den unmittelbaren Vergleich hat. Lasst Euch anfangs nicht noch mehr Völker aufschwatzen. Von wegen „Bienen machen nicht viel Arbeit“.
Ich empfehle „Solitär-Imkerei“ nicht! Die Einbindung in die Zusammenarbeit mit anderen (in einer Imkergemeinschaft) halte ich für unbedingt erforderlich. Allerdings ist das manchmal auch „Glücksache“. Schaut Euch verschiedene Imkervereine an, glaubt nicht allen Versprechungen. Vereine, die Anfänger/innen durch einen guten Anfänger-Kurs einweisen, sind generell besser als solche, die einem gleich beim ersten Besuch lediglich ein Eintrittsformular in die Hand drücken.
Mehr als drei Bienenvölker zu halten ist durchaus erstrebenswert. Das Know How dazu muss allerdings erst Jahr für Jahr erarbeitet werden. – Es sollte sich keiner entmutigen lassen, wenn er über den ersten Winter gleich 100 % (bei einem Volk!) verliert! Wenn man aber über die ersten Jahre – bei mehreren Völkern – hohe Verluste hat, sollte man lieber nicht weiter aufstocken! Das enttäuscht nicht nur, sondern wird auch ziemlich teuer!
Wer gleich Berufsimker werden will, macht garantiert einen Fehler. Zu viel Geld in der Tasche ist nicht die alleinige Qualifikation, sondern eine jahrelange Berufsausbildung. Leider tummeln sich in der Hobby-Imkerei ziemlich viele „erfolgreiche Imker/innen“, die gern mit einem „Berufsimker-Image“ kokettieren. Unbedarfte Anfänger/innen lassen sich leider allzu leicht davon blenden.
3. Persönliche Möglichkeiten
Wenn man einen eigenen Garten und sich vergewissert hat, dass seine Nachbarn nichts gegen zwei, drei Bienenvölker haben, ist natürlich ziemlich ideal dran. Selbst wenn der (eigene) Garten nicht allzu weit weg ist, hat man gute Startmöglichkeiten. Obwohl manche das Imkern auf dem Dach propagieren, halte ich nicht viel davon. Es stellt einen Grenzbereich der Imkerei dar, der nur in wenigen Fällen akzeptabel ist.
Balkon-Imkerei ist aus meiner Sicht völlig unakzeptabel. Die Anfängern versprochenen Vorzüge erweisen sich bereits nach kurzer Zeit als falsch.
Weit entfernte Bienenstandorte sind dann akzeptabel, wenn das Imkern dort für die betreffende Imkerin / den betreffenden Imker einen Vorteil zu haben scheint: Ihnen ist nur dort die Bienenhaltung möglich, sie kommen häufiger hin, die räumlichen Gegebenheiten sind besonders gut. …Bienenhaltung abseits des Wohnstandortes geht ohne geeignete Transportmöglichkeiten nicht!
Die Entscheidung für die richtigen Betriebsmittel, welchen Bienenstock sollte ich für meine Bienen kaufen, welches Rähmchen-Maß sollte ich verwenden, ist in Deutschland „als Anfänger äußerst schwierig“. Dieses Durcheinander an unzähligen Maßen und Beuten-Typen!
Deshalb sei Anfängern der Hinweis erlaubt, zunächst mal zu fragen, was sich bewährt hat, oder was einfach zu handhaben ist. – Doch wo und wem stellt man diese Fragen? – Fragt man einzelne Imker/innen, so wird man feststellen, dass fast alle auf „ihr“ Maß schwören.
Auffällig ist, dass viele Anfänger/innen das Rähmchenmaß übernehmen, das sie in ihrem Anfänger-Kurs kennen gelernt haben. So ist zu erklären, warum wir in Deutschland weiterhin auf einem sogen. „Deutsch-Normal-Maß“ (DNM) verharren, während man dieses außerhalb unseres Landes kaum kennt.
Weltweit haben sich lediglich zwei Maße durchgesetzt, nämlich „Langstroth“ und „Dadant“ (US-Dadant, Dadant-Blatt).
Die Mitglieder unseres Imkervereins Langstroth Berlin e.V. haben sich aus unterschiedlichen Gründen als Anfänger/innen oder später für das Imkern mit dem Langstroth-Magazin entschieden. Daraus entstand ein gemeinsamer Verein, der erste dieser Art in Deutschland. – Es wäre wünschenswert, wenn an anderen Orten der Deutschen Imkerlandschaft auch Vereine entstehen könnten, die ebenfalls allesamt das Langstroth-Maß – einen internationalen Standard – verwenden . So lange dies nicht der Fall ist, bieten wir Anfägerinnen und Anfängern an, in unserem Imkerverein „Zweitmitglied“ zu werden und wenigstens so mit uns zusammenzuarbeiten.
Einen Sonderfall stellt es dar, wenn ein Anfänger gezwungen ist, eine Imkerei zu übernehmen. Ich meine nicht nur die Imkerei des Vaters (da hat man doch manches gelernt), sondern weil an seinem Ort ein alter Imker / eine alte Imkerin aufhört oder gestorben ist und es sonst weit und breit niemanden gibt, diese fortzuführen. In den meisten Fällen stellen lediglich die lebenden Bienen einen Wert dar, die überholten Betriebsmittel jedoch nicht.
Finanzbedarf: Imkerei ist in Deutschland meist ein Hobby. Hobby-Imker/innen sind nicht gezwungen, effektiv zu arbeiten. Anfänger/innen legen sich vernünftigerweise etwa Tausend Euro zurecht. Und wenn sie denken, dass man mit Honigverkauf usw. auch noch viel Geld machen kann, dann ist das häufig ein Trugschluss.
Berufsimker sind jedoch gezwungen, effektiv und wirtschaftlich zu arbeiten. Davon kann man viel lernen. Ihre Beuten sind weltweit meist Langstroth-Magazine. Da so viele damit arbeiten müssen, sind natürlich in diesem System sehr viel bessere Techniken entwickelt worden, als in anderen.
Als Hobby-Imker/innen haben wir den Vorteil, dass wir zwar die bewährten Langstroth-Systeme als Betriebsmittel nutzen können, aber unsere Bienen nicht zwangsläufig so erbarmungslos aus-nutzen müssen, nur um mit ihnen möglichst viel Profit zu erzielen.
Josef Meinhardt